
Nerven bewahren und kämpfen!
Ulrike Haslauer, Chefin von Compact Electric über die Produktion in Zeiten von Corona, die Sicherheitsmaßnahmen in ihrem Betrieb und wie sie mit der Krise umgeht:
Mussten sie Ihren Betrieb schließen oder einschränken und wie hat sich das ausgewirkt?
Ich habe von Anbeginn beschlossen, den Betrieb nicht zu schließen, da wir laufende Aufträge hatten und Gott sei Dank haben, die abgearbeitet werden müssen. Ich habe enorme Desinfektions- und Hygienevorschriften eingeführt, die Arbeitszeit einheitlich ohne Gleitzeit fixiert. Wir haben Vollvisierschutzbrillen selber "kreiert" und gefertigt, die wir mittlerweile auch verkaufen und an die Mitarbeiter verteilt haben, das kostet natürlich Zeit und Geld, aber ich wollte unbedingt jeden schützen. Unsere Räumlichkeiten sind sehr großzügig, somit ist auch jeder mit wesentlich mehr als zwei Metern platztechnisch geschützt. Eigentlich arbeiten auch alle Branchenkollegen, soweit mir bekannt, weiter, auch Kunden sind aktiv. Die Effizienz und die künftige Entwicklung der Auftragsbestände wird sich aber zeigen, das kann niemand abschätzen.
Was bedeutet das für Ihre Branche?
Unserer Branche, die ja weiterarbeiten durfte, geht es meines Erachtens jedoch selbstverständlich besser als Gastronomie und Handel, die komplett schließen mussten, eine Katastrophe für jene Unternehmer, die mir sehr leid tun. Wir werden auch Homeoffice-Arbeitsplätze für jene, deren Tätigkeit das möglich macht, einrichten, obwohl ich persönlich kein Fan davon bin. Die Regelmäßigkeit des gewohnten Aufstehens und zur Arbeit zu gehen hat positive mentale und produktive Effekte, davon bin ich überzeugt. Allerdings kann ich mir einen kompletten Shutdown nicht leisten und muss daher auch diesbezüglich mit Homeoffice-Arbeitsplätzen vorsorgen, sollte erneut eine Welle der Infektionen kommen und deshalb rigoros Betriebe geschlossen werden, wie in Italien.
Können Sie der Krise auch etwas Positives abgewinnen? Haben Sie aus dem Lockdown etwas gelernt?
Schwierig, aus Unternehmersicht haben wir natürlich zu den schon gewohnten Problemen jetzt zusätzliche Belastungen und Kosten. Die wirtschaftliche Besserung der letzten zwei Jahre hat den produzierenden Betrieben der Realwirtschaft gut getan, aber es ist ein jäher Einbruch zu vermuten, der schwer von Unternehmen zu verkraften sein wird. Leider ist das auf Arbeitnehmerseite in unserer Branche noch nicht ganz bei jedem angekommen, da wir "normalen" Betrieb bislang hatten. Es muss klar ankommen, dass dies eine extrem kritische Phase ist, die wir privat und wirtschaftlich durchleben, die Sicherung des Arbeitsplatzes ist das Wichtigste, um auch den sozialen Frieden langfristig zu gewährleisten, daher sind Unternehmen wichtig zu stützen.
Leider gibt es hauptsächlich Programme der Regierung, die die Unternehmen nur noch zusätzlich verschulden, das ist nicht der richtige Weg. Gott sei Dank gibt es aber auch Unterstützung seitens der Stadt Wien die wichtiger denn je ist und auch sehr punktuell und gezielt ist.
Als Unternehmerin war und bin ich aber stets eine Visionärin und positiv gestimmte Person und ich nütze diese Situation, um zu sehen, welche Marktpotentiale man alternativ aufmachen kann, wir nutzen die Zeit um zu digitalisieren, das wäre sonst unter laufendem Stressgeschäft schwer gewesen, wir strukturieren neu, denken über Jobrotation mit bestehendem Personal nach. Aus dem inneren nach außen hin stärken lautet die Devise und kämpfen und ich spreche tatsächlich von einem Kampf solange es geht.
Ich bin zuversichtlich, dass wir, wenn auch als andere Personen charakterlich aus dieser Krise herausfinden werden. Ich habe bewusst in meinem Betrieb auf den Schutz der Personen und zu gleichen Bedingungen und Regeln gesetzt, Ausnahmen davon gibt es nicht, ich halte es mit dem "Einer für alle und alle für Einen-Prinzip (lacht), so zeigt sich aber auch, wer ein Teamplayer ist, und wer nicht!
Welche Tipps haben sie für andere Geschäftstreibende zum Umgang mit der Krise?
So banal oder einfach es klingen mag, aber im Grunde muss gelten, Nerven bewahren, positiv denken und positiv auf die anderen eingehen, motivieren und kämpfen für die gemeinsame Sache und diszipliniert die Regeln aufstellen und verlangen, dass sie eingehalten werden.
Compact Electric ist Spezialist im Schaltschrankbau für Gebäudeautomatisierung, entwickelt Elektronik für kundenspezifische Sonderanfertigungen, Messrelais, Thermotransferdrucker mit Spezialmaterialien zur Kennzeichnung sowie verschließbare Systeme für Lockout und Tagout und beschäftigt siebzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Wien.
Leistungen der Wirtschaftsagentur Wien:
- Gefördert im Programm Home Office 2020
- Gefördert im Programm Shared Facilities 18-20
- Gefördert im Programm Standortinitiative 2015
Unternehmen
compact electric GmbH
Großmarktstaße 22
1230 Wien
www.compactelectric.at
Stand: Mai 2020