
Die größte Axolotl-Kolonie weltweit lebt in Wien
Als einziges vierbeiniges Wirbeltier kann der mexikanische Salamander Körperteile nachbilden
Seit 2016 erforscht Elly Tanaka am Institut für Molekulare Pathologie (IMP) im Vienna BioCenter die molekularen Grundlagen der Regeneration von Gliedmaßen und Rückenmark. Sie und ihr Labor führen ihre Studien unter anderem an einer mexikanischen Salamanderart aus, dem Axolotl. Seine Fähigkeit, verlorene Körperteile nachzubilden, ist unter vierbeinigen Wirbeltieren einzigartig. Am IMP steht dem Labor dafür eine der größten Axolotl-Kolonien der Welt zur Verfügung. Die vielfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin sprach mit uns über die Vor- und Nachteile, die Ihr Wien als Forschungsstandort bietet.
- Wie empfinden Sie den Wirtschaftsstandort Wien für Ihre Branche?
Als Wirtschaftsstandort ist Wien eher klein, aber die Qualität stimmt. Das betrifft ganz besonders auch den biomedizinischen Sektor, der zudem sehr dynamisch wächst. Als Land erscheint mir Österreich recht unternehmerisch im europäischen Vergleich, der Schritt von der Grundlagenforschung beispielsweise zu medizinischen Anwendungen oder einer anderen Kommerzialisierung passiert hier oft schneller als anderswo.
- Wo sehen Sie Wien im internationalen Vergleich in Sachen Innovationsdynamik, Startup-Feeling, Forschung und Entwicklung?
Die Startup-Kultur und Innovationsdynamik sind vielleicht auf kleine Segmente beschränkt, aber dort sehe ich viel Bewegung – sogar mehr als in Dresden, wo ich zuvor lebte und forschte. Thematisch könnten Forschung und Entwicklung etwas breiter aufgestellt sein, aber ich finde den Standort vielversprechend. Startups entstehen regelmäßig. Die Bedingungen für eine Zusammenarbeit von Forscherinnen und Unternehmern sind gut. Die beiden Seiten finden auch zueinander.“
- Was sind besonders positive und was eher negative „Eigenschaften“ des Wirtschaftsstandorts Wien?
Im Vergleich zu den USA gibt es hier sehr wenige private Investoren, die eine Kommerzialisierung von Grundlagenforschung vorantreiben würden. Die Möglichkeiten, relevante Akteure aus Forschung und Wirtschaft zusammenzubringen, sind in Wien aber sehr gut. Außerdem finde ich die Menschen hier viel flexibler als in anderen Ländern, in denen ich gearbeitet habe.
- Wie beurteilen Sie die Eignung von Wien als Life-Science-Standort?
Generell recht gut, es gibt hier eine gute Zahl herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Szene könnte natürlich größer sein, und im Vergleich zu den großen Wissenschaftszentren in den USA ist der Austausch zwischen den Disziplinen recht gering. Aber die Unterstützung für Wissenschaft ist gut; eine Ausnahme stellt da leider die Grundlagenforschung dar; die Budgets wichtiger Fördergeber konnten in den letzten Jahren nicht mit Inflation und der generellen Expansion von Wissenschaft und Forschung Schritt halten.
- Wie hat sich Wien als Forschungsstandort in den letzten Jahren entwickelt?
Wien verändert sich sehr schnell und integriert moderne Dinge gut in die älteren Facetten seiner Kultur. Ich finde das interessant und spannend. Ich bin überzeugt, dass in Zukunft viele Impulse von den Universitäten und Forschungsinstituten dieser Stadt ausgehen werden, und hoffe, dass sich der positive Trend der letzten Jahre fortsetzt. Aus Gesprächen mit Menschen, die vor 20 Jahren hier gelebt und geforscht haben, kann ich abschätzen, wie sehr sich die Stadt gewandelt und geöffnet hat, und ich denke, dass es noch viel Potential für weitere positive Entwicklungen gibt. Kunst, Kultur und Wissenschaft haben eine steile Wachstumskurve hinter sich und ich hoffe, dass sich das fortsetzen wird. Es ist jedenfalls aufregend, heute hier in Wien zu sein.
Unternehmen:
IMP Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie
Dr. Bohr-Gasse 7, 1030 wien
https://www.imp.ac.at
Stand: 2/2019