
Wir werden die Herausforderungen meistern.
Mit seinem 6 Monate jungen, aber bereits hochbeliebten Eiscafé setzt Inhaber Helmut Samek auf neue Ideen, um die Corona-Krise zu bewältigen.
Was produzieren Sie, welche Dienstleistung bieten Sie an?
Vanillas Eis - Café - Patisserie ist ein kleines feines Eiscafé im Palais Harrach auf der Freyung in Wien. Bei uns gibt es handgemachtes Eis und Kuchen, wo immer es geht, bio, fair und nachhaltig produziert. Alle unsere Verpackungsmittel, Servietten, Strohhalme etc. sind biologisch und nachhaltig. Frisch zubereitete Frühstücksvariationen, Waffeln, coole Drinks und Afternoon Tea runden das Angebot ab. Wir legen uns die Latte selbst hoch, deshalb lernen wir täglich von den Besten mit denen wir zusammenarbeiten: Zotter Schokolade, Rauwolf Coffee, Bio Müsli von Verival und vielen Anderen, die am Morgen aufstehen und an ihre Mission glauben. In nur 6 Monaten, wurden wir von unseren Gästen bei TripAdvisor, auf den ersten Platz in den Kategorien „Kaffee und Tee in Wien“ und „Dessert in Wien“ gewählt.
Mussten sie Ihren Betrieb schließen oder einschränken und wie hat sich das ausgewirkt?
Wie alle anderen Gastronomieunternehmen mussten wir unseren Betrieb schließen, als Eiscafé ist das, 6 Tage nach der Eröffnung unserer Eissaison, besonders bitter. Lager voll, Vitrinen voll, alles mit verderblichen Lebensmitteln, Kuchen, Eis.... Wir haben das meiste verschenkt, aber wir mussten auch einiges entsorgen, das tut besonders weh. Wir haben schnell und umfangreich reagiert und mit der Hausinhabung einen tragfähigen Kompromiss geschafft. Es ist ein Unterschied ob man einen Landgasthof im Eigentum betreibt, oder ein Lokal in einem Palais in der Wiener Innenstadt. Wenn wir hier keine Lösung finden treiben uns die Fixkosten schnell in den Ruin. Auch mit unseren Mitarbeitern haben wir eine einvernehmliche Lösung gefunden. Als Start Up Unternehmen haben wir noch nicht genug Rücklagen gebildet um in dieser Situation alles tragen zu können, wir konnten auch nicht warten, ob, wie und wann es Hilfe geben wird. Die schwere Zeit für die Tourismusbranche kommt ja noch.
Wir haben mehr als 50 % Umsatz mit Touristen, die werden dieses Jahr nicht mehr kommen, also müssen wir uns überlegen, wie wir unser Angebot für die Wiener noch attraktiver machen können. Wir verbessern unsere digitalen Kompetenzen, entwickeln einen Webshop, eine Kundenbindungs-, Bestell- und Liefer-App, verbessern unsere Kommunikation auf Instagram und Facebook. Investieren in ein neues Eisfahrrad und arbeiten an neuen Produkten. Starten ein Crowdfundingprojekt mit Conda. Auch wenn das Geschäft geschlossen ist, wir arbeiten rund um die Uhr, damit wir gestärkt aus der Situation heraus kommen. Die Wiener Wirtschaftsagentur hat uns mit den Förderungen Wien Online und Homeoffice, schnell und unbürokratisch unterstützt. Das hilft uns unser online Projekt in einer sonst nicht möglichen Qualität zu realisieren. Wir wissen auch nicht wie lange die Pandemie dauern wird, müssen also neue Wege etablieren die uns flexibler, resilienter und zukunftsfitter macht.
Können Sie der Krise auch etwas Positives abgewinnen? Haben Sie aus dem Lockdown etwas gelernt?
Wir werden als Unternehmer daran erinnert, dass wir selbst verantwortlich sind. Wir müssen selbst unsere Entscheidungen treffen, Ideen und Konzepte entwickeln wie es weitergehen soll und daran arbeiten. Wir sollten uns nicht nur auf den Staat verlassen, wenn wir das Unternehmertum ernst nehmen. Viele beschwerten sich über die hohe Abgabenquote und jetzt darüber, dass es zu wenig Hilfe gibt. Letztendlich muss das ja auch alles bezahlt werden.Eines der großen Herausforderungen für österreichische Unternehmen ist die geringe Eigenkapitaldecke. Hier sollten die politischen Rahmenbedingungen überdacht werden, damit das entwickeln einer gesunden Eigenkapitaldecke, durch Steuerfreiheit nicht entnommenen Gewinne gefördert wird. Ein Freund lehnt die Hilfe aus dem Härtefallfonts ab, obwohl er derzeit keinen Cent einkommen hat: "Ich kann mir mein Wurstsemmerl ja noch ein paar Tage leisten.“ Diese Haltung ist leider selten geworden. Etwas Solidarität tut uns allen gut, es ist nicht nur in Ausnahmezeiten wichtig, die Schuhe im Schuhgeschäft unseres Vertrauens, den Anzug beim Schneider, oder im Fachgeschäft im Ort,… zu kaufen, denn die Menschen die dort arbeiten, essen auch ein Eis bei uns. Es ist auch gut möglich Lokal im Internet zu kaufen, aber da schläft Europa noch immer. Es müssen endlich europäische Angebote her, die alternativen zu Google, Facebook und Amazon bieten. China oder Russland schaffen das auch.
Welche Tipps haben sie für andere Geschäftstreibende zum Umgang mit der Krise?
Auf keinen Fall in Selbstmitleid suhlen und sich über alles aufregen, dadurch wird ja nichts besser. Ich lese viel, von Unternehmern, die sich über die Maßnahmen der Regierung und die zu klein bemessene Hilfe beschweren,…. Bitte, wir sind in Europa, auch wenn wir durch die wirtschaftlichen Auswirkungen stark betroffen sind, es geht in den meisten Fällen nicht ums nackte Überleben. Wir haben immer eine Perspektive und ich bin davon überzeugt, dass wir als Individiuum und als Gesellschaft genügend Selbstheilungskräfte besitzen, um diese Herausforderung zu meistern.
Bis Mitte Juli läuft noch ein Crowdfunding mit Conda für Vanillas.
Leistungen der Wirtschaftsagentur Wien:
- Gefördert im Programm Home Office 2020
- Gefördert im Programm Wien Online 2020
- Gefördert im Programm Nahversorgung 18-21
Unternehmen
Vanillas GmbH
Freyung 3
1010 Wien
www.vanillas.com
Stand: Mai 2020