Lobmeyer: Eine Frau steht in einem dunklen Raum und um sie sind Kronleuchter aus Glas

Lobmeyr: Wiener Glas

März 6, 2024|LD

Lobmeyer: Eine Frau steht in einem dunklen Raum und betrachtet Kronleuchter aus Glas
Lobmeyer: Zwei Frauen stehen in einem dunklen Raum und bewundern Kronleuchter aus Glas

Leonid Rath im Kurzinterview

Handwerk beruht auf Tradition, aber auch (technischem) Fortschritt? Wie sieht das bei Lobmeyr aus?

Leonid Rath: Fortschritt ist für mich, wenn wir uns in Richtung eines besseren Lebens für uns alle bewegen. Das kann auch manchmal das Gegenteil von technischem Fortschritt – zumindest in manchen Bereichen – sein. Aber selbstverständlich nützen wir alle technischen Möglichkeiten, solange das Ergebnis und die Wirkung des Produkts auf den Menschen nicht beeinträchtigt wird. Da wir uns auf Produkte fokussieren, die versuchen, das handwerkliche spürbar zu machen, hält sich der technische Fortschritt in Grenzen.

Woher kommen Ihre MitarbeiterInnen? Bilden sie selbst aus?

Es dauert einige Jahre, bis ein Mitarbeiter unser Niveau der Handarbeit eingeübt hat. Wir übernehmen deswegen gern passionierte Handwerker aus anderen Sparten, wie Steinmetze, Musiker oder Holzschnitzer, und bilden auch selbst Lehrlinge aus. Aktuell ist eine junge, mitdenkende und motivierte Mannschaft an der Arbeit. Sie kommen aus Tirol, Niederösterreich, Syrien, Wien oder auch Rumänien. 

Ihr Vertrieb ist international und erfreut sich wachsender Nachfrage. Wie hat sich das entwickelt und wohin geht es weiter?

Im Lauf der letzten 200 Jahre haben sich tolle Geschichten und Produkte entwickelt, das ist eine solide Basis. Schon im 19. Jahrhundert haben wir in die USA, nach Russland, Ägypten oder das damalige Siam exportiert. Als wir das Unternehmen übernahmen, haben wir das Sortiment gestrafft, an heutige Bedürfnisse angepasst und dann Marketing nach dem Schneeballprinzip betrieben: Wir arbeiten nur mit sehr ausgewählten Händlern, die meist eigentümergeführt sind und eine starke Aussage haben. Dort inspirieren sich Presse und wiederum andere Händler und so verbreitet sich das Produkt (fast) von alleine. Heute sind es rund 400 internationale Händler und der Bereich macht, neben dem Stammhaus und den Lustern, ein gutes Umsatzdrittel aus. Die Marke hat sich weltweit gut gefestigt und wir planen demnächst den Start eines Webshops.

Wie lässt sich der Zugang zu Produktentwicklung und Design zusammenfassen?

„Zeichne mit dem Zeichenstift und rechne mit dem Rechenstift“, hat unser Urgroßvater gesagt. Ausgangspunkt für ein Produkt soll also immer eine Vision, ein Bedürfnis oder eine Passion sein. Diese soll dann im Produkt erfahrbar sein. Und wenn sich das ganze finanziell auch noch ausgeht, hat man ein Produkt. Man sollte ein Produkt aber nie rein kommerziell konstruieren.

Lobmeyr: Zwei Gläser stehen auf einem Tisch. Eines davon ist zur Hälfte mit einer Flüssigkeit gefüllt

Die Glaswerkstätten im 3. Bezirk wurden in den letzten Jahren ausgebaut - was können Sie uns dazu sagen?

Der Trend zu weniger, aber besseren Produkten und der Aufbau eines internationalen Händlernetzes hatten zu erfreulichem Umsatzanstieg bei der Eigenmarke Lobmeyr Glas geführt. Wir standen vor der Entscheidung, entweder weitere Arbeiten nach Tschechien auszulagern oder die Werkstatt in Wien auszubauen. Es ist für uns wichtig, die Handwerker vor Ort zu haben, um Wege kurz zu halten und die Qualität halten zu können. Außerdem besuchen uns viele Presse- und Filmteams, die wir oft in Kooperation mit dem Wien Tourismus in unsere Werkstätten einladen, oder Händler, um unsere außergewöhnliche handwerkliche Arbeit zu zeigen.

Wir können nach dem Ausbau nun der steigenden Nachfrage durch ausreichend Platz und effektive Arbeitsabläufe nachkommen und haben die Möglichkeit, wieder Mitarbeiter aufzunehmen und Lehrlinge auszubilden. Handwerklich gefertigtes Glas von Lobmeyr ist am internationalen Luxusmarkt gefragt wie nie.

Lobmeyr

Kärntner Straße 26, 1010 Wien

Leistungen der Wirtschaftsagentur Wien

Förderung des Werkstättenausbaus durch die Wirtschaftsagentur

Förderung Standort