Geschichten aus Wien

Als Goldschmied verbindet Febo altes Goldschmiedehandwerk mit der Welt der Videospiele und bringt so seine Leidenschaft zum Ausdruck. Durch die Verbindung von traditioneller Kunstfertigung und modernen Medien erweitert er nicht nur seinen Kundenkreis, sondern sichert auch die Zukunft seines Unternehmens.

Dieses Schwert ist wirklich etwas Besonderes: Es ist handgemacht aus Gold, Silber, Holz und Harz hergestellt; seine zweischneidige Klinge ist mit rasiermesserscharfen Dornen besetzt und mit dunklen Runen eingelegt, die unter Schwarzlicht leuchten. Die Hörner von zwei Widderschädeln schlängeln sich um die Parierstange. All diese Details sind in einem nur 11,5 Zentimeter langen Objekt untergebracht.

Febo ist Goldschmiedemeister und Alleininhaber der Goldschmiedemanufaktur Avalone in Wien. Neben Klassikern wie Verlobungsringen und Anhängern stellt er auch einige der wohl nerdigsten Luxus-Schmuckstücke her, die es gibt: Waffen im Hosentaschenformat, die auf Videospielen basieren.

Goldschmied Febo bei seiner Arbeit in seinem Atelier. — „Ich bin ein Freak“, erklärt Febo, während wir in seiner Werkstatt an einem von der Sonne durchfluteten Tisch sitzen, den er selbst entworfen hat. „Ich sitze gerne hunderte von Stunden am Stück und baue sehr, sehr komplexe Dinge.“

Freaks und Geeks

Das Miniaturschwert heißt Frostmourne und gehört zum supererfolgreichen Videospiel World of Warcraft. Febo ist einer von 3,2 Milliarden Gaming-Fans weltweit, die einen Markt unterstützen, dessen Wert auf über 256 Mrd. US-Dollar im Jahr 2025 veranschlagt wird und der durch seine ganz eigenen Neumillionäre geprägt ist.

„Jede Zielgruppe, die sehr viel Geld hat, will ganz individuell gestaltete Produkte“, so Febo. „Es gibt Leute, deren ganzes Leben sich um dieses oder jenes Spiel dreht. Sie sitzen 16 Stunden am Tag am Computer – und könnten diese Miniaturen direkt neben ihrer Tastatur aufstellen.“

Millionen von Menschen streamen wettkampfbasierte Videospiele – auch als E-Sport bekannt – auf Plattformen wie YouTube und Twitch, und Topspieler können dabei siebenstellige Beträge gewinnen sowie auch Gehälter, Sponsorengelder und bezahlte Abonnements abstauben.

„Ich liebe mein Handwerk. Ich liebe meine Leidenschaft. Aber es ist schwer, Kundschaft zu finden. Ich dachte: Wie kann ich das zum Laufen bringen?“

Inhaber von Avalone

Febo

Im Aufwind des Online-Gamings

Die Kunstwerke von Febo erfordern teure Materialien und unzählige Arbeitsstunden. „Ich liebe mein Handwerk. Ich liebe meine Leidenschaft. Aber es ist schwer, Kundschaft zu finden. Ich dachte: Wie kann ich das schaffen?“ Der Plan von Febo: Making-of-Videos, die YouTube-Aufrufe und schließlich auch Werbeeinnahmen generieren.

Wie die Forschung herausgefunden hat, ist der zweitliebste Zeitvertreib der Generation Z im Bereich Unterhaltung nach dem Spielen von Videospielen das Anschauen von Videos. Etwa 95 % der 18- bis 29-jährigen US-Amerikaner streamen laut einer Studie aus dem Jahr 2021 über YouTube, und 61 % der Generation Z bezeichnen sich selbst als „Superfans“ irgendeiner Person oder einer Sache – was Fan-Communitys zum „zentralen Punkt des Entertainmenterlebnisses“ werden lässt.

Febos kürzlich gestarteter YouTube-Kanal erzielte im ersten Monat mit einem einzigen Video 32.000 Klicks und wurde durch Erwähnungen in Online-Gamingmedien und ‑Foren noch bekannter gemacht. Dieses Video wurde sogar auf einem wichtigen chinesischen Gaming-Event gezeigt. Das Ergebnis: Febo geht seinen Lieblingstätigkeiten nach, die YouTube-Gemeinschaft schaut zu und seine Arbeit wird berühmt.

zuletzt aktualisiert: 22.07.2024